TOURISMUS: SCHNELLER, WEITER, HÖHER?

Oder ist weniger mehr?

Der Zenit für touristische Rekorde ist längst nicht überschritten.  SCHNELLER, WEITER, HÖHER ist die Devise, die die touristischen Inszenierungen am Berg und im Tal vorantreiben. Doch schätzt der Gast von morgen nicht eher die Nachhaltigkeit und wo bleibt die Tourismusgesinnung der Bevölkerung?

Die Seefelder Tourismusgespräche finden nun schon zum vierten Male statt. Jedes Jahr, im September, standen sie unter brisanten Themenschwerpunkten, etwa die Digitalisierung, der Fachkräftemangel und die Tourismusgesinnung. 2019 steht die Frage im Mittelpunkt: Welchen Weg schlägt der Tourismus in Zukunft ein?

Was in der Nachkriegszeit bescheiden als „Fremdenverkehr“ für viele Familien das Tor zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit war, hat sich vor allem im Alpenraum in den letzten Jahrzehnten zur treibenden Wirtschaftskraft gemausert. Mehr als jeder zehnte Arbeitsplatz in Österreich findet heute direkt im Tourismus statt, viele weitere hängen indirekt von der Branche ab – und im Alpenraum ist dieser Anteil noch viel höher.

Touristische Vermarktungskonzepte, Pistenkilometer, Schneekanonen, Inszenierungen von Berg – Natur und Kultur streiten sich um jeden einzelnen Gast. Die Nächtigungszahlen steigen, die Vermarktungskonzepte wirken. Vielerorts ist sogar schon die Rede von Overtourism, Massen von Gästen, die sich in Ballungszentren aufhalten. Das jedoch stößt der einheimischen Bevölkerung bitter auf. Auf der anderen Seite ist es der Gast, der statt der Masseninszenierungen wieder die echten Menschen, deren Kultur und Natur schätzen lernt. Nachhaltig eben.

Land der Tourismus-Skeptiker
Aus einem Land der Gastgeber ist längst ein Land der Tourismus-Skeptiker geworden. Die Jagd nach Superlativen, ja ein regelrechtes Wettrüsten der Skigebiete, trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Eine Bevölkerung, die keine Tourismusgesinnung mehr aufbringt, ist auch nicht bereit, touristische Berufe zu ergreifen. So dreht sich eine negative Spirale, die der Branche langfristigen Schaden zuzufügen droht.

Ist diese Spirale noch zu stoppen? Welche Maßnahmen können gesetzt werden, um durch Nachhaltigkeit wieder für ein besseres Image der Branche und beim Gast zu sorgen?  Müssen wir auf einen Teil der Wertschöpfung verzichten, oder sind es Sehnsüchte, die der Gast in den Alpenregionen sucht? Diesen und weiteren Fragen gehen die vierten Seefelder Tourismusgespräche nach.

Impressionen 2019