Biography
Prof. Dr. Harald Welzer ist Soziologe und Sozialpsychologe, Mitbegründer und Direktor von „FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit“, ständiger Gastprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Sankt Gallen und leitet das Norbert-Elias-Center for Transformation Design an der Europa Universität Flensburg. Er hat zahlreiche Bücher zu gesellschaftspolitischen Fragen und zur Nachhaltigkeit geschrieben, unter anderem „Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“, „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“; „Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit“, zuletzt „Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen.“, alle erschienen im S.-Fischer-Verlag. Daneben ist er Herausgeber von „tazFUTURZWEI“ – Magazin für Zukunft und Politik. Die Bücher von Harald Welzer sind in 22 Sprachen erschienen.
Wie immer die Corona-Krise ausgeht, auf jeden Fall hat sie einen Satz bewahrheitet, der von dem verstorbenen Soziologen Karl-Otto Hondrich stammt: Gesellschaften lernen nur wider Willen. Zum Beispiel eben durch Pandemien, Kriege, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen. Und die ungesteuerte, nicht beschlossene Transformation durch Corona deutet an, dass wir – ganz ähnlich wie nach traumatischen historischen Erfahrungen wie der Pest, der Weltkriege, 9/11 – vielleicht in eine Phase nachhaltiger Umgestaltung unseres gesellschaftlichen Gefüges eintreten und in der allgemeinen Verunsicherung gerade erst jene leichten Vibrationen und Eruptionen spüren, die einer tektonischen Verschiebung unseres gesellschaftlichen Fundaments vorausgehen. Vor diesem Hintergrund ist es dringlicher denn je, die Potentiale für wünschenswerte Veränderungen gerade in der Krise aufzuspüren.
Fotocredit Welzer: Jens Steingässer